Zeit – Grenzen aufzeigen

Wieviel Zeit nimmst du dir pro Woche für dich selbst?

Ein guter Freund aus der Schulzeit kontaktierte mich vor kurzem. Ein Jobwechsel stand bevor und er fühlte sich wegen seines alten Jobs erschöpft und ausgebrannt.
Wir telefonieren nicht oft, aber wenn, dann stundenlang.

Im Laufe des Gesprächs kamen wir auf das Thema Zeit.
Mein guter Freund zählte auf, was er täglich und wöchentlich zu erledigen hatte. Und das seit Jahren.
Unzählige Stunden im Job, Unternehmungen und Termine mit dem Kind, Haushalt, zusätzliche freiberufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten,…

Doch die intensive Auslastung war nicht die einzige Belastung: ebenso konnte er das toxische Kolleg: innen – Umfeld nicht mehr ertragen. Das (Un-) Kollegiale Umfeld vergiftete die berufliche Atmosphäre. Die „dicke Luft“ ließ meinen guten Freund kaum mehr atmen und das unterschwellig aggressive Arbeitsumfeld spürte er sowohl psychisch als auch körperlich wie Messerattacken.

Er klagte über Schlafstörungen, Alpträume, Unruhe, chronisches Stressgefühl.
Wenn es endlich Schlafenszeit war, konnte er nicht abschalten. Der Film lief im Kopf weiter.

Ich fragte irgendwann: “ Wenn du alle Stunden zusammenzählst, die du diese Woche ganz bewusst für dich genutzt und nur mit dir alleine in Stille verbracht hast, wie viele Stunden waren es diese Woche?“

Schweigen. Gefolgt von „ich weiß nicht“ gefolgt von „Null“.

Keine Zeit für dich selbst

Keine Zeit für sich selbst haben.
Für jeden und alles da sein.
Verlässlich.
24/7 zur Verfügung.
100%ig funktionstüchtig.
Alles können. Alles machen.

Alle sind wichtig – nur für einem selbst ist keine Zeit!

Für jeden wird Zeit aufgebracht, nur für einem selbst nicht. Das kann auf Dauer nicht gut tun. Das kann auf Dauer nicht glücklich machen.

Kein Ausdruck von Liebe!

Sich für andere aufzuopfern und für andere alles zu tun ist kein Zeichen von Liebe! Weder von Nächstenliebe noch von Selbstliebe.
Nächstenliebe kann es nicht sein, wenn durch den 24/7 Aufopferungsmodus Wut, Stress, Hass, Sarkasmus, Selbstmitleid, Minderwertigkeitsgefühle, falsche Erwartungshaltungen usw. entstehen.
Selbstliebe kann es nicht sein, denn dann würde man auf sich selbst achten und Grenzen setzen. Man würde sich gut fühlen und glücklich sein.

Ohne Selbstliebe kann infolge keine echte Nächstenliebe entstehen.

Grenzen setzen

Stopp sagen und Grenzen setzen. Dem Umfeld kommunizieren: „So weit – und nicht weiter!“

Wer sich selbst liebt, setzt Grenzen. Daher kann man schlussfolgern: Grenzen zu setzten ist der erste und wichtigste Akt zur Selbstliebe. Grenzen zu setzten ist ein Schlüssel zum Glück.

Grenzen zu setzen ist sowohl für sich selbst als auch für das Umfeld ein Vorteil. Das Umfeld weiß durch die Grenzziehung genau, wie weit es gehen kann. Das Umfeld weiß, was es erwarten kann und was nicht.

„Ja“ sagen und „Nein“ meinen

Wie bereits erwähnt, kann es durch den Aufopferungsmodus zu Wut, Stress, Hass und Selbsthass, Sarkasmus, Selbstmitleid, Verachtung und Selbstverachtung, Minderwertigkeitsgefühlen, falschen Erwartungshaltungen udgl. kommen. Dieses „Ja“ sagen und „Nein“ meinen, fällt in den Bereich des „People Pleasing“.
People Pleasing ist kein Schlüssel zum Glück.
Es anderen Recht machen, sich zu verbiegen, Rollen zu spielen. Das bringt nur kurzfristig einen Anschein von Vorteil. In weiterer Folge führt die Selbstverleumdung zum Unglück.

People Pleasing ist ein Handeln gegen die eigene Natur, gegen die eigenen Überzeugungen.
Ein ständiges Überschreiten der eigenen Grenzen. Grenzverletzung, Selbstverletzung und Selbstverleumdung im Umgang mit sich selbst.

Behandle dich selbst gut, dann behandeln auch andere dich gut

Die Art und Weise, wie Menschen mit sich selbst umgehen und die Grenzen, welche sie setzen, sind die Vorlage des Verhaltenscodex der anderen.

Eine ehrliche Kommunikation der eigenen Grenzen und Bedürfnisse nach außen ermöglicht dem Umfeld eine adäquate Einschätzung der Persönlichkeit bzw. des Menschen.

Sei echt, sei authentisch, sei ehrlich.
Sag „Ja“ wenn du „Ja“ meinst und sag „Nein“ wenn du „Nein“ meinst.
Sei dir selbst treu.
Sei gut zu dir.
Belüge dich nicht selbst!
Erkenne, was DU SELBST brauchst. Erkenne deine Grenzen und deine Bedürfnisse.

Und wenn du trotzdem „Ja“ sagst und eigentlich „Nein“ meinst: Dann musst du es ertragen! Du hast es selbst so entschieden! Dann jammere nicht und beschwere dich nicht! Und lerne daraus, damit du es nächstes Mal anders machst und dich für dich selbst entschiedest!

Woher weiß ich, was ich brauche und wo meine Grenzen sind?

Nun kommen wir zurück zum Beginn des Artikels.
Wenn du dich zerreißt und 24/7 funktionierst, ohne Zeit für dich selbst zu reservieren, dann machst du zu. Du stumpfst emotional ab, damit du die Überlastung und die negativen Gefühle nicht mehr spürst. Damit DU DICH NICHT MEHR SPÜRST.
Die Abstumpfung gegenüber den eigenen Bedürfnissen funktioniert eine Weile sehr gut. Doch ist diese Abstumpfung von der Natur aus für Notsituationen gedacht.
Mutiert dein Überlebensmodus zum Dauermodus, verlierst du dich selbst. Du verlierst den Kontakt zu dir selbst.

Um dich selbst zu spüren, deine Bedürfnisse wahrzunehmen, dich regelmäßig zu resetten und vor allem: um deine Grenzen wahrzunehmen, ist es unbedingt nötig und einfach unerlässlich, dass du dir (am besten täglich) Zeit für dich selbst reservierst. Zeit für dich ganz alleine. Zeit in Stille und Ruhe.
Kommuniziere das an dein Umfeld. Ziehe eine Grenze. Stehe zu dir selbst. – Man wird es akzeptieren, wenn du es durchziehst.
Mache daraus ein Ritual.
Mache es zur Gewohnheit.
Mache es zu deiner heiligen ME-TIME.

Mein Morgen-Ritual

Wie sieht meine eingenge Me-Time aus?

Vorab: ich stehe jeden Tag sehr früh auf. Um 4:30h läutet der Wecker.
Ich stehe sofort auf, wenn der Wecker läutet.
Ich stelle das Kaffeewasser auf (für die Kaffee-Presse).

Ich zünde meine Kerze am Couch-Tisch an.
Ich stelle meinen Kaffee auf den Couch-Tisch.
Ich nehme meinen Kater auf dem Schoß für das tägliche Couch-Kuscheln.

Ich schließe kurz meine Augen, begrüße den Tag und mich selbst.
Ich zähle im Gedanken drei Dinge auf, für die ich dankbar bin, beispielsweise bin ich dankbar dafür, dass mein Kater da ist, dass ich den wunderbaren Kaffee genießen kann, sowohl, weil ich ihn gesundheitlich vertrage, als auch, weil ich ihn mir leisten kann. Manchmal bin ich dann einfach nur dankbar, dass ich mir selbst die Zeit gönne, um auf der Couch zu sitzen und in Ruhe, Frieden und voller Genuss in den Tag zu starten.
Ich umarme (wirklich physisch) mich selbst und sage mir selbst, dass ich mich liebe und mich so annehme, wie ich bin.

Und so starte ich jeden Morgen in den Tag.

Mein Abend-Ritual

Am Abend ist es sehr ähnlich. Jedoch mache ich am Abend zusätzlich etwa fünfmal pro Woche Breath-Work und Yoga. Und kann nur sagen: es ist göttlich! Ich komme zur Ruhe, baue die Ver- und Anspannungen, welche ich unter Umständen tagsüber aufgebaut habe, ab und ich bedanke mich bei mir selbst, dass ich gut zu mir bin.

Nicht in Stein gemeißelt

Meine ME-Time-Rituale sind vom Ablauf her nicht in Stein gemeißelt. Manchmal praktiziere ich kein Yoga, sondern gehe spazieren. Manchmal ist es „nur“ das Breath-Work, ohne Bewegung.

Was es allerdings immer und wirklich immer ist: ich nehme mir Zeit für mich selbst.

Und wenn ich das nicht mache: dann bereue ich es jedes Mal! Ich schlafe schlechter. Am nächsten Morgen bin ich nicht zu 100% fit und nicht ausreichend regeneriert. Ich bin verspannt und habe weniger Energie.

Daher: Zeit für einem selbst zu nehmen! – Das ist ein Schlüssel zum Glück!

Schau auf dich und setze Grenzen – sei gut zu dir selbst! Nimm dir täglich zeit für dich selbst!

Denn: Glück ist kein Zufall. Glück ist sehr, sehr oft eine persönlich Entscheidung!

Alles Liebe

Edda




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert